Freitag 30.12.2011
Der Morgen verläuft wie gewohnt und zum Mittagessen bringt Lynn einen Salat und ein gegrilltes Huhn vorbei. Wir haben uns die Zeit mit Tagebuch schreiben und Internet Recherchen zum Thema Motorradtransport nach Neuseeland vertrieben. Ich war noch einige Zeit bei Neil im Workshop wo er an seinem neuen Custom Projekt arbeitet. Der Zeitplan ist eng, das Projekt, natürlich eine Generator-Shovel soll auf der Sydney Motorshow Ende März ausgestellt werden. Er hat noch viel Ideen zu verwirklichen und sicherlich einige wieder zu verwerfen und neu zu überdenken, so ist das nun mal bei solchen Projekten. Gegen Nachmittag fahren wir mit Neils Auto in die Stadt. Ein Kaffee, ein Besuch im Autoladen wegen Öl und Ölfilter für die Triumph sowie, ganz wichtig, ein Frisörtermin, stehen auf dem Plan. Nach dem der erste gestylte Frisörsalon 35$ für einen sogenannten Clipper-cut (alles auf eine Länge von 2mm bringen) möchte, bin ich dankbar, dass wir noch den kleinen Frisörladen um die Ecke finden, hier werden 15$ aufgerufen, das hört sich doch deutlich freundlicher an. Die Ölsuche endet allerdings erfolglos. Wir treffen Lynn im Pub, Neil ist noch nicht da, er wollte mit dem Motorrad kommen. Nach dem ersten Altbier höre ich draussen die Harley kommen. Verschwitzt und leicht genervt erscheint Neil in der Tür. Er wollte noch tanken und musste dann an der Tanke , gerade über der Strasse, ca. 30 Mal kicken bis die Shovel anspringen wollte. Peinlich, hatte er mir doch kurz zuvor erklärt wie das ist mit dem guten Ankicken wenn alles sauber eingestellt ist. Die Beiden fahren kurze Zeit später zurück auf die Farm, wir möchten im Pub noch zu Abend essen, sonst wird das wieder reichlich spät. Bei Neils Abfahrt höre ich wie die Shovel sofort anspringt, ich kann mir sein strahlendes Gesicht vorstellen, der Abend ist für ihn gerettet.
Samstag 31.12.2011
Heute ist Silvester. Es ist warm aber nicht heiß wie gewöhnlich zu dieser Jahreszeit. Neil arbeitet in der Werkstatt und wir diskutieren so über die eine oder andere Designvariante. Manuela ist am Tagebuch schreiben. Der Tag verrinnt und wir müssen uns so langsam fein machen für die grosse Silvesterparty. Bei Manu und mir heisst das eigentlich nur duschen. Das Abendessen machen wir uns noch zu Hause dann geht es los. Der Abend startet im Pub vor allem für Manu sehr langweilig. Die Gruppe ist mehr oder weniger die gleiche wie die auf der Gartenparty zwei Tage vorher. Die Frauen sitzen alle um einen Tisch und es geht um den besten Conditioner bzw. Haarfärbemittel etc. Manu kommt herüber an die Bar, da das nun wirklich nicht ihre Themen sind. Das kann ja ein vergnüglicher Abend werden. Ich habe gerade mein zweites Bier bekommen als die gesamte Gruppe aufbrechen will zum Bowling Club. Bowling Club, gäähn das hört sich ja aufregend an. Ich sehe, dass auch Neil nicht riesig begeistert ist. Er hat vor dem Hotel den Bassisten der Band getroffen, ein sehr guter Freund von ihm. Das erste Lied das sie spielen sagt er an als spezielle Begrüssung der deutschen Freunde die hier mit ihnen Silvester feiern. Pink Floyd „The Wall“. Lynn kennt keine Gnade, sie will jetzt zum Bowling Club, also strecken wir die Waffen, wir können es noch etwas hinauszögern, da ich ein kaltes Bier bei bestem Willen nicht so schnell trinken kann aber es hilft nix wir gehen so 15 Minuten später rüber zum Bowling Club. Als wir dort ankommen trauen wir unseren Augen kaum, viele sind verkleidet wie auf einem Faschingsball, Polizist und CIA Agent scheint der grosse Renner zu sein. Ich kann´s nicht glauben, dass ich da rein soll. Na komm, Augen zu und durch denken wir, unterzeichnen die Clubmitgliedschaft für diesen Abend und „stürzen“ uns in die Party. Hey, die Musik ist gar nicht so schlecht um nicht zu sagen richtig gut, AC/DC, Alice Cooper, die Stones und so weiter. Unterhalten kann man sich auch und natürlich sind unsere Tour und die Motorräder immer wieder willkommenes Thema. Der Abend nimmt nun richtig Fahrt auf. Mit Bier bin ich allerdings bedient, auch das englische, drucklos gezapfte tut mir auf die Dauer nicht gut also wechsle ich zum Weißweinschorle, mangels Mineralwasser eben mit stillem Wasser, ist eh besser für mich. Die Gruppe taut nun richtig auf keiner und keine will nun noch über Conditioner reden, die Mädels tanzen und ich sag dem DJ, dass man den alten Alice im Magen spüren muss also dreht er etwas weiter auf. Das neue Jahr kommt dann doch sehr plötzlich. Geknallt wird dort überhaupt nicht, wahrscheinlich ist das Trinken schon so teuer, dass man das Geld nicht für Raketen etc. ausgeben möchte. Manu und mir fällt nun rückblickend auch auf, dass wir in keinem Supermarkt auch nur einen Knaller gesehen hatten. Es reicht anscheinend das Feuerwerk in Sydney oder Melbourne im Fernsehen anzuschauen. Das ist uns sehr sympathisch, sehen wir doch die Knallerei in Deutschland als reine Geldverschwendung und Umweltverschmutzung. Nachdem wir uns alle ein frohes neues Jahr gewünscht haben kommt Bewegung in die Gruppe, dass wir nun so langsam wieder zum Aufbruch blasen. Wir gehen zurück in den Pub, die Band hat sich warmgespielt und rockt jetzt richtig ab. Es wird viel getanzt und gelacht, zugegebenermaßen ist das Unterhalten hier deutlich schwieriger. So gegen 3 Uhr brechen die ersten der Gruppe auf und auch wir versuchen ein Taxi zu bekommen. Was in Deutschland zu dieser Stunde kaum möglich ist, ist hier ein Kinderspiel. So gegen 4:00 sind wir dann auch zu Hause. Der Abend war Klasse. Wir haben wieder einmal das neue Jahr in einem anderen Land begonnen und neue Erfahrungen gemacht und es war toll.
Sonntag 1.1.2012
Heute ist ganz klar Relaxing angesagt. Das Frühstück gibt es erst recht spät. Manu und ich machen noch einmal ein kalifornisches Frühstück, dieses Mal allerdings die Sparversion, da wir keine Avocado mehr haben. Danach mache ich mich an die Vorbereitungen zur morgigen Abfahrt. Ölstände checken, Ketten ölen und spannen und einfach mal so die Schraubverbindungen und Gepäckträger auf Festigkeit und Risse prüfen. Alles i.O., so möchte man das immer haben.
Montag 2.1.2012
Abfahrtstag, Wir sind NUR 15 Minuten zu spät, Eigentlich wollten wir eine andere Strasse nach Süden nehmen um nicht zweimal die gleiche Strecke zu fahren. Wir erinnern uns jedoch an Pat Blundell, die nette alte Dame die uns Cookies gekauft und uns zum Tee eingeladen hatte wann immer wir wieder durch Harden kommen würden. Da unser Motto heisst „die Menschen die wir treffen sind wichtiger als die Strassen wie wir fahren“ entscheiden wir uns bei Pat vorbeizuschauen und die Einladung anzunehmen. Natürlich rufen wir vor der Abfahrt an um uns anzukündigen. Sie freut sich riesig, hatte eigentlich gedacht wir hätten sie als etwas schrullige alte Frau schon wieder vergessen. Bei Pat werden wir mit einer ganzen Platte Sandwiches und einer weiteren Platte Kuchen begrüsst. Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile und man merkt, dass ihr das sehr gut tut nachdem ihr Mann vor einigen Monaten gestorben ist. Manu ist die erste, die auf die Toilette muss, als sie zurückkommt fragt sie Pat ob sie denn solch ein grosser Clint Eastwood Fan ist, dass auf der Toilette „einige“ Bilder von ihm hängen. Das muss ich mir natürlich anschauen, die Toilette einer ca. 75.jährigen alten Dame voll mit Clinti Bildern, das ist ja klasse. Als ich in die Toilette komme trifft mich fast der Schlag, ich muss unbedingt die Kamera holen. Das ist schon ganz schön schräg. Die Toilette von oben bis unten rosa gestrichen und Clinti´s Kopf in Überlebensgrösse auf der Tür, die Augen wie immer leicht zusammen gekniffen beobachtet er mich beim Pinkeln. Das muss ich dokumentieren, also schnell fertigmachen, die Kamera holen und ein paar Bilder machen. Nach etwa 1,5 Stunden müssen wir uns wieder verabschieden. Pat dachte, dass wir noch etwas länger bleiben könnten aber unser Tagesziel Batemans Bay ist immerhin noch ca. 300km entfernt.
Es geht zunächst weiter über sanft hügeliges Land bis wir Richtung Braidwood kommen. Nun wird es so langsam bergiger. Die Strecke von Braidwood nach Batemans Bay ist dann der Knaller. Es geht wie auf einer Achterbahn durch einen teilweise undurchdringlich scheinenden Regenwald mit riesigen Farnen und alten Bäumen. Batemans Bay ist dann wieder ein reines Touristenort an der Küste. Da nahezu überall das Schild „No Vacancy“ prangt fahren wir weiter bis Moruya. Dort sieht es allerdings auch kaum anders aus. Ausserhalb des Ortes finden wir allerdings ein sehr nettes und sauberes Motel, checken ein und fahren ohne abzupacken direkt zum Abendessen. Das Hotel am Ortseingang direkt am Wasser ist sehr überlaufen und so versuchen wir es bei einem kleinen italienischen Restaurant. Bisher haben wir die Pizzen >20$ boykottiert, heute aber hat Manu einfach mal Lust auf Pizza um nicht immer Pasta zu essen und so essen wir zum ersten, zurückblickend aber sicher auch zum letzten Mal eine Pizza für 22$ und einen winzigen Salat für 7,50$ . Nachdem sich der Wirt nach dem Desert erkundigt frage ich ihn, ob wir denn damit endgültig Mitbesitzer der Pizzeria wären worauf sich eine halb Spass halb Ernst gemeinte Diskussion über die Pizzapreise in Australien ergibt. Er geht davon aus, dass eine Pizza in Italien 13€ kostet und dass der Euro 2 Dollar wären, das hiesse er wäre doch billiger als die italienischen Kollegen. Ich muss ihn da allerdings etwas korrigieren, da man für einen Euro nur noch ca. 1,23$ bekommt liegt er mit seinen Preisen doch weit über dem europäischen Schnitt, das kann er nun gar nicht glauben aber was soll´s es reicht noch für einen Espresso und das war´s.
Dienstag 3.1.2012
Wir brauchen heute mal wieder etwas länger um abfahrtsbereit zu sein. So kommen wir erst um 11:00 weg und müssen auch gleich am Ortseingang noch tanken. An der Tanke kommen wir mit Beatle ins Gespräch, er fährt seine HD FXR Evo auch schon seit 17 Jahren. Wir brauchen immer noch Öl für die Trumpi (wie die Aussies die Triumph nennen) und Beatle bringt uns zu einem kleinen Motorradshop in einer Sackgasse der SAE 50 Öl für Nasskupplungen geeignet und sogar einen Ölfilter hat. Vortags bei der Einfahrt in unser nettes Hotels hatte die Werkzeugtasche auf einem Bump aufgesetzt. Als ich heute genauer hinschaue, sehe ich, dass ein Riemen halb durchgerissen der andere stark beschädigt ist. Shit, wäre nicht ungefährlich die Werkzeugtasche zu verlieren und darüber zu fahren. Beatle empfiehlt uns einen Ledermacher in Tilba Tilba. Ist ein totales Touristennest schön fast schon etwas kitschig und eine Menge Besucher dort aber der Lederschneider ist klasse. Er klebt die Handschuhe von Manuela und setzt mir zwei neue Riemen auf die Tasche und macht mir noch 2 Riemen um die Tasche höher zu fixieren. Tolle Sache, jetzt setzt nichts mehr auf. Die Fahrt geht weiter Richtung Bega, der Käsehauptstadt Australiens. Bevor wir jedoch die Stadt erreichen fahren wir ohne Vorwarnung in eine Baustelle die mitten in einer Kurve startet. Auf der Strasse liegt eine Menge Rollsplitt, das Schild kommt dann 50 Meter später (nach der Kurve). Entscheidende Meter, da kann man schon auf der Schnauze liegen, den Strassenarbeiter der das Schild aufgestellt hat sollte man zumindest teeren, genug Material wäre ja vorhanden. Dazu müsste man ihn ja nur über die Strasse rollen, denn diese ist für einige Kilometer überzogen mit einer Schicht aus flüssigem Teeröl und Split. Die Umgebung sieht ansonsten aus wie Allgäu light, passend zur Käsestadt in der es sogar ein „Australian Cheese Trainings Center“ gibt, keine Ahnung was man dort so trainiert. Aufgrund der Aufenthalte in Moruya und Tilba Tilba kommen wir nur noch bis Merimbula. Das Wetter wird immer schlechter also nehmen wir das letzte Zimmer des Hotels am Ortsausgang. Alles andere ist ausgebucht. Bei 130$ die Nacht kann man keinen Toaster auf dem Zimmer erwarten, meint der Hotelier aber wir könnten gerne den Barbecue Grill zum toasten nutzen. Na gut, da der gerade gegenüber des Zimmers auf dem Rasen steht und überdacht ist nutzen wir eben den.
Mittwoch 4.1.2012
Start in Merimbula bei immer noch schlechtem Wetter aber es bleibt weitestgehend trocken. Die Fahrt führt über schöne Strecken teilweise durch dichten Regenwald. Der schönste Streckenabschnitt bringt mich fast zumVerzweifeln. Es gibt keine Haltebucht auf unserer Seite und die Strassenseite zu wechseln wäre bei diesen engen und aufeinanderfolgenden Kurven ziemlich leichtsinnig. Es ist zum verrückt werden keine Möglichkeit für ein paar gute Bilder. Na ja, dann geniessen wir eben nur, auch gut. In Genoa wollen wir entscheiden ob wir nach Mallakoota hinunter ans Meer fahren und dort übernachten wollen. Das Kaff besteht aus höchstens 10 Häusern hat aber ein Café Berlin. Die ausgediente Zapfsäule macht zu Beginn einen schönen nostalgischen Eindruck, eine ältere Frau sitzt mit einem grossen Hund auf der Veranda und eine Katze mit grausigem Augenkrebs sitzt auf einem Stuhl. Sieht alles doch ziemlich verwahrlost aus. Egal ein Kaffee geht immer bei Manu. Wir betreten den Café Raum und die Alte folgt uns, da sie mit dem Hund (nicht gerade sanft) deutsch gesprochen hat, frage ich auf Deutsch ob dies Kaffee- oder Espressobohnen wären. Die Antwort kommt prompt. Das wäre doch wohl egal, Kaffee ist Kaffee, das wäre doch wohl typisch Deutsch.. weiter kommt Sie nicht. Ich bin der Meinung, dass ich mir so etwas nicht anhören muss. Der restliche Wortwechsel ist nichts für das Tagebuch und wir verlassen die Bude wieder. Nostalgisch ist nun nichts mehr. Jetzt ist es nur noch verwahrlost und heruntergekommen. Wir gehen rüber zum Hotel Pub und bestellen zweimal Tee, ist auch nicht der Knaller. Warum könnt Ihr nicht einfach zwei Dosen Bier trinken wie mein Lieblingskunde hier an der Bar, scheint das Gesicht der Frau sagen zu wollen. Der Junge der da sitzt hat scheinbar schon länger Feierabend (es ist 15:00) denn die erste Dose steht schon leer vor ihm und die zweite ist im Anmarsch. Nach dem Tee ist die Entscheidung durch, wir ziehen draussen die Regenklamotten über denn es sieht nun schon bedenklich nach Regen aus und fahren weiter. Kurze Zeit später kommen wir nach Cann River. Auch ein kleines Kaff aber mit guter Infrastruktur. Hier holen wir den Cappu nach. Danach nehmen wir den Tourist Drive am Meer entlang über Conran Richtung Marlo. Marlo ist ziemlich ausgebucht und es ist nichts Vernünftiges zu finden. Wir fahren also weiter nach Orbost, dort sieht es wesentlich freundlicher aus. Irgendwie ist uns heute nicht nach einer einfachst Unterkunft und so fahren wir ein ordentliches Motel an. Da wir noch früh dran sind gehen wir vor dem Abendessen zum Einkaufen. Wir entscheiden 2 Nächte zu bleiben und kaufen ein paar Dinge die für uns ein gutes Frühstück ausmachen. Dazu gehören Avocado, Lachsforelle und Antipasti. Das Abendessen nehmen wir im Motelrestaurant zu uns, hört sich auf der Karte gut an ist dann aber etwas fad, macht aber nichts wir freuen uns schon auf unser tolles Frühstück am nächsten Morgen.
Donnerstag 5.01.2012
Mit dem Zimmer haben wir mal wieder das grosse Los gezogen, es liegt direkt neben der Waschküche und Punkt 7:30 legen die Waschmaschinen los. Ich stolpere noch etwas schlaftrunken zur Rezeption vor und frage den Mitarbeiter (Baywatch-Verschnitt) ob sie damit nicht ein bisschen später anfangen können. Hmmh, schlecht dann werden sie mit der Wäsche nicht fertig aber morgen früh würden sie versuchen um 7:45 anzufangen meint er. Lass mal stecken morgen früh ist Abfahrt und wir müssen eh früher raus. Die Chefin des Hauses bemüht sich dann aber uns irgendwie zu helfen, bietet uns ein anderes Zimmer an. Wir lehnen dankend ab, haben wir doch in diesem Zimmer ,was ein Familienzimmer ist, eine richtige kleine Küche zur Verfügung und wie gesagt, wir müssen früh raus da wir es morgen bis Melbourne schaffen und dort nicht allzu spät eintrudeln wollen. Das Frühstück ist klasse, wenn man es selbst anrichtet gibt es seltenst unangenehme Überraschungen. Das Einzige was fehlt ist....was wohl, ein guter Cappuccino. Den genehmigen wir uns etwas später in einem der Cafés im Ort und noch dazu einen Segafredo, kaum zu glauben, ist dies doch mein Lieblingskaffee unter den normal Käuflichen. Wir schlendern noch etwas durch die kleine Stadt, bestellen im Pub ein Essen zum Mitnehmen und schauen uns in der Zwischenzeit eine kleine aber interessant aussehende Kirche an. Leider nur von aussen. Wie auch bei uns in Deutschland scheinen die meisten Kirchen ausserhalb der Messezeiten verschlossen zu sein. Als wir zum Pub zurückkommen kommt ein Triumph Gespann auf den Parkplatz gegenüber gefahren. Als der Fahrer den Helm abnimmt kommt eine rüstige ältere Dame in den Sechzigern zum Vorschein. Na das ist ja eine Überraschung, so ein Motorrad sieht man schon nicht alle Tage, dass eine zierliche ältere Dame so ein Teil fährt ist aber noch ungewöhnlicher. Die Erklärung gibt sie uns gleich darauf. Als Fahrerin eines Postie-Bikes wurde sie sehr schwer angefahren, so dass sie zum einen Ihren Job nicht mehr ausüben kann zum anderen kein normales Motorrad mehr bewegen kann. Bevor sie jedoch gar kein Motorrad mehr fahren kann hat sie sich das Gespann bauen lassen uns ist so wieder mit dem Ulysses Club unterwegs. Der Vorteil an dem Teil ist die riesengrosse Handtasche die sie jetzt immer dabei hat wenn sie mit ihrer Triumph unterwegs ist. Julianne ihre Freundin die mittlerweile dazugekommen ist fährt ebenfalls eine Triumph Bonneville allerdings ohne Seitenwagen. Wir reden hier natürlich von Motorrädern der neuen Triumph Ära. Vor Manu und ihrer 73er Bonnie haben sie grössten Respekt, mit so einem alten Motorrad würden sie diese Reise nicht wagen. Das Abendessen besteht heute aus den exklusiven Reste des Frühstücks.
Freitag 6.01.2012
Frühstück gibt es heute im Café mit dem guten Segafredo Espresso. Dort treffen wir auch auf eine Gruppe die mit alten gepimpten amerikanischen Strassenkreuzern unterwegs sind. Auf Philip Island ist am Wochenende eine Custom Cars and Bikes Show, das hört sich ja interessant an, da könnten wir von Melbourne aus auch noch vorbeischauen. Aber das Tagesziel für heute heisst Melbourne auf mehr oder weniger direktem Weg. Ove Gehrmann ein Horizons Unlimited Mitglied erwartet uns schon und auch bei William Graus einem zweiten HU Mitglied wollen wir noch vorbeischauen. William wohnt in Mentone also mehr oder weniger auf dem Weg, so in etwa. Zunächst geht es über Lakes Esperance nach Bairnsdale. Lakes Esperance ist eine extrem touristisch geprägte Kleinstadt direkt am Meer bietet aber einige schöne Ausblicke westlich des Stadtrandes man kann von dort einen sehr grossen Bereich des Küstenstreifens überblicken. Vorgelagerte Inseln und Halbinseln die bis auf einen schmalen Strandstreifen völlig zugewachsen sind und ein optimales Revier für alle möglichen Seevögel bieten.
Nach Bairnsdale wird die Fahrt recht unspektakulär und führt über eine breite, sehr stark befahrene Strasse. Das kann so nicht bleiben. Während der Fahrt schaue ich immer wieder auf die Karte vor mir in der Kartentasche des Tankrucksacks. Ich habe mir vor der Reise noch in einer Crash Aktion die Touratech Kartentasche auf den Held Tankrucksack aufnähen lassen. Der Vorteil ist die deutlich breitere Sichtfläche. Endlich habe ich einen Abzweig gefunden den wir nehmen können. Die Strasse erweist sich als wahrer Glücksgriff. Schmal ohne jeglichen Verkehr, recht guter Belag und führt durch schöne Blumenwiesen und Felder. Sie endet leider schon nach 14 Kilometern und mündet in der Strasse C106 nach Sale. macht aber nichts, auch die C106 ist eine Strasse 3. Ordnung und ebenfalls ganz relaxed zu fahren. Da wir uns nicht unter Druck setzen wollen wählen wir in Sale wieder die A1, soll heissen eben diese grosse langweilige Strasse die wir gerade so erfolgreich umfahren haben. In den Pausen telefonieren wir mit Ove und William von der Horizons Community. Beide haben uns angeboten einige Tage bei Ihnen zu übernachten. Aufgrund der Nähe zum Lagerhaus von Bikes Abroad, dem Transportunternehmen das unsere Motorräder nach Neuseeland und vielleicht sogar nach Deutschland bringen soll, entscheiden wir uns zunächst das Angebot von Ove anzunehmen. Wir verabreden uns mit ihm an einer Tankstelle, die 5 Minuten von seinem „Büro“ weg ist. In diesem „Büro“ werden wir die nächsten 2 Nächte bleiben. Das „Büro“ ist ein Industriegebäude mit einer tollen riesigen Garage mit Computerarbeitsplatz (war ein ehemaliger Möbelfertigungsbereich) und einem Ausstellungsraum mit angeschlossenem Bürobereich. Der Ausstellungsraum dient der Präsentation der speziellen raumsparenden Möbel der Firma Spaceworks. Eines dieser Möbelstücke ist ein Wandbett, das Ove selbst aufgebaut hat unsere Schlafstätte für die nächsten beiden Nächte. Ove hatte uns schon im voraus versichert, dass das „Möbelhaus“ nicht geöffnet hätte und, dass der Ausstellungsraum kein Schaufenster hätte in dem wir morgen früh aufwachen würden. Wir könnten keine bessere Unterkunft finden. Aber zurück zur Tankstelle, dort gabelt uns Ove mit seinem Mercedes Lieferwagen auf. Plan ist, dass er voraus fährt und wir ihm folgen. Soweit der Plan, Manu kickt die Triumph und ich drücke den E-Starter der Harley aber nichts passiert. Shit, die Batterie scheint am Ende oder der Starter hat irgend einen Schaden. Nun heisst es auch für mich ankicken. Da es schnell gehen muss mache ich kein grosses Aufheben und starte die Shovel mit dem Kickstarter und sie springt auch nach dem 3. Kick an. Bei Spaceworks angekommen widme ich mich sofort nach der Besichtigung diesem Problem. Da ich systematisch vorgehen möchte fange ich unten bei der Lichtmaschine an. Schon die erste Messung zeigt den Supergau. Die Lichtmaschine hat einen Schluss auf das Motorgehäuse. So eine Sch... hätte es nicht einfach der Regler oder die Batterie sein können. Ich bin den Rest des Abends nicht mehr so recht bei der Sache. Wir gehen in ein nettes kleines Thai Restaurant mit BYO ich zische also noch einmal ab und besorge eine Flasche Wein, immer in Gedanken bei der Lösung des Lichtmaschinen Problems. Als wir zurückkommen fange ich erst einmal an zu telefonieren. In erster Linie mit den beiden Stefans vom Big Twin Laden. Was, Schrauber-Stefan mir sagt macht die Lage noch etwas brisanter, die Kupplung, die wir kurz vor Abfahrt noch eingebaut hatten lässt sich nicht durch den Standard HD-Kupplungsabzieher von der Hauptwelle lösen. Jetzt fängt die Sache an interessant zu werden. Wir gehen erst einmal ins Bett. Morgen wollen wir auf die Suche nach einem Batterieladegerät gehen. Mit der Batterie sollten ohne Licht und E-Starter einige Kilometer am Stück machbar sein. Die Custom Show in Philip Island ist für uns erst einmal gestorben.