Donnerstag 17. November
Die Schauer sind da. Wir können zunächst einmal gemütlich frühstücken, dann gehen wir Richtung „Jetty“, so nennt man hier die Pier (also der Steg) der ins Meer hinaus geht. Er ist 1,8km lang und wurde in mehreren Stufen zur heutigen Länge ausgebaut. Begonnen hat man damit um das hier geschlagene Holz auf die Schiffe in der Bucht zu laden. Wir sind gerade mal auf der Hälfte angekommen wird es über dem Meer total neblig. Wie sich kurze Zeit später herausstellt ist es ein Nieselregen, gepaart mit dem ohnehin starken Wind eine grauslige Angelegenheit. Wir versuchen in einen eigentlich extra dafür vorgesehenen Unterstand zu flüchten aber der Planer oder Designer dieser Unterstände war eine echte Niete. Die Abschattungen sind so angebracht, dass der Wind fröhlich das Wasser durchtreibt, direkt auf unsere Hosen und ein Streifen auf Schulterhöhe, na danke, gut gemacht. Es hilft nix, wir müssen zurück, als es etwas nachlässt starten wir und sind trotzdem ganz schön nass bis wir wieder am Strand ankommen. Die Gore-Tex Jacken sind klasse, haben aber einen entscheidenden Nachteil, sie haben keine Kapuzen. Gott sei Dank ist gleich am Ortseingang das kleine Eiscafe mit Segafredo- Espresso, unser absoluter Favorit unterwegs und so gibt es erst mal einen grossen Cappuccino bevor es weitergeht. Aufgrund der gerade gemachten Erfahrung gehen wir in ein Sportgeschäft und fragen nach wasserdichten Mützen Hüten oder ähnlichem. Nee, so was hätten sie nicht aber wir sollen doch mal im Surfladen schauen. Na, ob die Jungs Mützen aufhaben bzw. es sie interessiert ob diese wasserdicht sind darf bezweifelt werden. Die Surfer sind eh schon alle rechte Freaks und extrem easy going, erkennt man schon daran, dass in grossen Buchstaben Open from 9am – 4pm steht um 3:30 Uhr der Laden aber schon dicht ist. Wahrscheinlich war grad ´ne gute Gelegenheit zum Surfen. Wir peilen nun unser letztes Ziel für heute an. Es handelt sich um die wohl älteste Steinkirche vom Südwesten Western Australiens. Zugegeben einen ziemliche Einschränkung. Die ältesten Gräber um die Kirche datieren um 1838. Für Australier sind dies schon fast die Anfänge ihrer Zeitrechnung. Manchmal denkt man vorher existierte der Kontinent gar nicht.
Freitag 18.11.2011
Eigentlich sollte das Wetter genauso wie gestern werden, aber das sieht nun mal gar nicht so aus. Blauer Himmel und Sonnenschein schon früh am Morgen. Also raus und wie geplant nicht so spät starten heisst bei uns immer noch nicht vor 10:00. Wir fahren zunächst einmal Richtung Cape Naturaliste, eine Küstenstrasse ohne daß man die Küste tatsächlich sehen kann. Zwischen Strasse und Küste befinden sich eine ganze Reihe Feriencamps aller möglichen Konfessionen. Ja, richtig gehört, damit keiner auf dumme Gedanken kommt bieten die Kirchen Feriencamps für die Familien der entsprechenden Glaubensrichtung an. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Am Cape Naturaliste angekommen wandern wir etwas durch die dortige Küstenlandschaft. Wir haben und den Whale-Watching Track ausgesucht. Mit dem 450mm Tele sollte es doch wohl gelingen einen Wal zu fotografieren. Wie er aus dem Wasser springt, mit der Schwanzflosse winkt etc. Heraus kommen ein paar Bilder mit viel blauem Wasser, etwas weniger blauem Himmel und noch weniger Wal, genauer gesagt ein schwarzer Punkt im Blau. Also zurück aufs Bike und auf der Tourist Route an vielen Weingütern entlang südwärts Richtung Augusta. Überall begegnen einem Gruppen von Harley Fahrern vorwiegend auf neuen weitgehend originalen Twin Cams. Eine Evolution gilt schon als Oldtimer, Shovelheadfahrer eher als Freaks. Grund für die hohe Harley Dichte ist das jährliche Harley Owners Group kurz HOG Treffen für Australien. Dazu später mehr. Wir rollen mittlerweile auf den Parkplatz am Prevelly Beach DEM Surfplatz an dem vor einigen Jahren die Weltmeisterschaften im Windsurfing ausgetragen wurden. Wir treffen....natürlich wieder auf eine Menge Harley-Fahrer aber auch auf ein paar Surffreaks. Die erklären uns zunächst warum sie hier warten und noch nicht surfen. Gefährlicher unbeständiger Wind und so, ….but hey man, we are waiting here until the wind change, if he doesn´t, no worries it´s not a lost day, the sun is shining. Wow, das ist cool.
Wir wollen jetzt noch kurz beim HOG Treffen im normalerweise beschaulichen Margaret River vorbeischauen. Was heisst normalerweise, auch jetzt sind die Harley Fahrer eine recht überschaubare und sehr zivilisierte Menge. Viele sind auf Tour, einige Motorräder stehen in der Hauptstrasse am Bürgersteig. Alles in allem sollen ca. 2000 Harleyfahrer hier sein, also kein Vergleich mit einer Superrally, Hamburg oder gar Faak. Ich denke da eher so an Mainz und selbst da sind es glaube ich deutlich mehr.
So zieht es uns zunächst einmal auf das Festgelände um zu sehen was dort so geboten wird. Zugegebenermassen nicht sehr viel denn es ist Nachmittag und wie gesagt alles auf Tour. Wir kommen mit einem Redakteur von OZ Bikes dem australischen Easyrider Magazin ins Gespräch und er wittert natürlich eine Story. Ihr seid aus Deutschland? Und wo sind Eure Bikes? Auf dem Parkplatz. Na da müssen wir hin er möchte ein paar Fotos und ein paar Informationen zu unserer geplanten Tour. Mal sehen vielleicht macht er tatsächlich eine Story draus. Wir lernen noch ein paar nette Menschen, darunter Gryphi aus Adelaide kennen. Eine etwas ältere HOG-Lady die aber extrem gut drauf ist. Eine Einladung nach Adelaide folgt auf dem Fuße und wir werden sicher bei Ihr vorbeischauen. Am Parkplatz-Eingang hat ein Schweizer Dienst, ein Schweizer? Ja er begrüsst uns in astreinem Schwyzerdütsch ist aber schon 40 Jahre hier in Oz. Reist jedes Jahr für einige Wochen in die Schweiz zum Skifahren.
Durch die interessanten Gespräche fahren wir deutlich später zurück als geplant und kommen in die Dunkelheit. Unangenehme Sache hier in Oz wegen des ganzen Viechzeugs auf der Strasse, vornehmlich Kängurus aber alles geht gut nur meine Essenzeit verrutscht mal wieder.
Samstag 19.11.2011
Wir kommen mal wieder richtig spät weg. Ich war noch Wasser und einen Trichter zum Öleinfüllen für die Triumph holen. Das hat alles etwas verzögert und so starten wir gegen 11:30 Richtung Walpole.
Über Nannup geht es zunächst nach Pemberton, einer kleinen Holzfäller Siedlung, ehemalige Holzfäller Siedlung muss man glaube ich sagen. Heute steht hier zwar noch ein Sägewerk, das erste was aber ins Auge fällt sind zwei Restaurants für die Touristen die hier manchmal Busweise durchkommen. Es gibt Marron und Trouts, Marron sind ähnlich den Hummern, leben jedoch im Süsswasser. Trouts sind einfach Forellen. Beides scheinbar absolute Spezialitäten dieser Region jedoch stehen die Marrons Ihren Salzwasser Pendants im Preis in nichts nach und so bleibt es bei einem einfachen Cesar Salad mit gerauchter Forelle als Mittagessen. Wir schlendern noch etwas durch das recht idyllische (oder auch nur einfache) Dorf als mit Blaulicht und heulender Sirene ein Polizeiwagen durchs Ort schiesst. Doch nicht so idyllisch, das Böse ist immer und überall.Die Touristeninformation sieht in Walpole nicht sehr viele Zimmerangebote (zumindest nicht nach unseren preislichen Vorstellungen) und so entscheiden wir uns für ein Motel, das jedoch warnt, dass ein Konzert stattfände und es bis 23:30 recht unruhig werden könne. Egal so alt sind wir ja nicht, was ist es denn für ein Konzert fragen wir. Keine Ahnung, irgendeine Rockband. Der Weg von Pemberton nach Walpole führt durch wunderschöne Karriwälder, die am höchsten wachsenden Harthölzer findet man nur in Western Australien. Die Bäume können bis zu 100 Metern hoch werden. Eine Fahrt durch diese Wälder gleicht einem Gang durch eine Kirche. Wie Säulen stehen die Bäume auf beiden Seiten der Strasse. Die Band stellt sich als eine Art Girlie-Nirwana-haste-nicht-gesehn Band heraus. Die Band hört man in unserem Zimmer kaum, dafür jedoch die Nachbarn.
Sonntag 20.11.2011
Das Zimmer war übel, die Nachbarn Gothics-Mädels (die aber ihr Schmusekissen von zu Hause mithatten) aber das Frühstück das wir in diesem Kaff hatten war das Beste seit wir in Australien sind. Vor allem der Cappuccino war erste Sahne. Ein kleines Cafe mit „Asian Cuisine“ aber betrieben von Locals hat den gezaubert. Heute wollen wir nur bis Albany um am Montag beim dortigen HD-Händler noch einmal 50er Öl für die Nullarbor Route zu bunkern. Dazwischen liegt das Valley of the Giants. Ein Naturpark mit den grössten Bäumen Australiens, eine Mischung von Karri- und Tinglebäumen.
Alte und große Bäume sind unsere Passion, sie strahlen eine solche Kraft und Ruhe aus, daß es uns sehr viel gibt einfach nur dazustehen und sie anzuschauen bzw. in hrer Nähe zu sein. Die Nacht verbringen wir im Albany´s Backpacker. Die jungen Leute dort kochen am Abend was das Zeug hält. Die Nacht ist sehr ruhig. Diese Erfahrung werden wir noch des öfteren machen. Die Backpackers oder Youth Hostels legen grossen Wert auf die Nachtruhe ab 22:00.
Montag 21.11.2011
Die Küche sieht heute morgen aus wie ein Schlachtfeld, es ist schon schwer einen Platz zum Abstellen einer Kaffeetasse zu finden. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Der Backpackers Chef räumt den Kram und den Abfall in aller Ruhe weg, alle Achtung ich würde da austicken.
Wir frühstücken etwas Toast und machen schnellst möglich den Abflug um beim Harley Händler das Öl mitzunehmen und weiter Richtung der Nullarbor Plain zu fahren. Beim HD Offiziellen gibt es erst mal lange Gesichter, 50er Einbereichsöl haben die nicht. Wofür das denn wäre? Wofür wohl, für eine alte Shovelhead. Eine was...? Ach so! Nein haben wir nicht. Vielleicht der Ölspezialist um die Ecke. Der hat es aber auch nicht. Alles was er uns anbieten kann ist 40er Öl, na ja besser als nichts, mit dem Additiv „Stop Fume- For Worn Engines“ sollte es gehen. Die Bonnie braucht eben min. 1l Öl auf 1000km und über die Nullarbor sind es von hier bis Adelaide ,wo sicher wieder 50er Öl zu bekommen ist, ca. 2500km. Nun kann es weiter Richtung Norseman gehen. Wir werden noch von zwei Kiwis angesprochen. Sie sind gerade über die Nully gekommen. Sie fahren eine R100GS und eine K1200RT. Speziell der K-Fahrer findet die Nullarbor das übelst langweilige was er je in seinem Leben getan hat. Noch ein bisschen Small Talk, die beiden sind wirklich nett, dann müssen wir aber los. Aufgrund des verzögerten Aufbruchs kommen wir heute nur noch bis Ravensthorpe, mieten uns dort in einem nicht mehr ganz frischen Motel ein dessen Besitzerin entweder etwas angeheitert, leicht stoned oder irgendwie anders unterwegs ist. Egal der Platz ist gut, noch eine kurze Kettenpflege (warum können die Kisten keinen Kardan haben?) dann gehen wir ins Hotel in die Ortsmitte um zu Abend zu essen. Klasse Lammkoteletts mit richtigem Kartoffelbrei und Gravy (einer braunen Sosse die man mit der Gabel essen kann). Wir helfen noch einem Aussie der gerade mit den Kumpels das Feierabendbier geniesst die SMS seiner neuen deutschen Freundin zu übersetzen. Er muss sie schwer beeindruckt haben, sie ist aber sicherlich auch schwer beeindruckt, dass er die SMS direkt übersetzt (was seine Hausarbeit gewesen wäre ) wieder zurückschickt. Job done! Wir gehen ins Bett.
Dienstag 22.11.2011
Heute morgen erzählt uns unsere Motelnachbarin, dass Esperance der schönste Ort Australiens wäre und wir uns diesen unbedingt anschauen müssten. Und wenn wir sonst zu Nichts Zeit hätten sollten wir zumindest den Great Ocean Drive durchfahren. Esperance bekam tatsächlich die Auszeichnung „Best Beaches from Australia“. Also Plan mal wieder über den Haufen geworfen und Abfahrt nach Esperance genommen. Der Great Ocean Drive steht den Beschreibungen unserer Zimmernachbarin in nichts nach. Die Strasse ist der Hammer, die Strände weiss mit türkisblauem Wasser und roten Felsen, wir fahren den Drive einmal hin und wieder zurück, das könnte man auch locker ein weiteres Mal tun. Die Nacht verbringen wir mal wieder im Youth Hostel direkt an der Waterfront. Da wir natürlich nicht in einem 6-Betten Dorm schlafen möchten nehmen wir generell Doppelzimmer, diese kosten dann auch schon zwischen 60 und 70 $. Hier sind es die 70, die Waterfront machts.