Freitag 16.12.2011
Der Tag beginnt sehr relaxed, ich stehe wie immer so gegen 7:30 auf um mir mein erstes Frühstück zu machen. Manuela hat eine Verabredung im Pup mit Lynn und Sheila einer Kolleginnen. Die Beiden treffen sich immer Freitags zum Lunch dort und haben Manu flugs integriert. Manu fährt natürlich mit dem Motorrad in die Stadt und die beiden Frauen sind beeindruckt. Wir verbringen den Rest des Tages mit Small (Tech) Talk, Tagebuch schreiben, schauen uns ein bisschen auf dem Hof um und sind noch einmal in Forbes zum Einkaufen. Neil zaubert einen tollen Lammeintopf zum Abendessen, das Fleisch dazu kommt natürlich von der Farm. Hier auf dem Land wird noch sehr viel in Naturalien gehandelt. Zweimal im Jahr werden für Freunde und Familie Lämmer geschlachtet. Neil versorgt dann einige seiner Bekannten (viele auch Farmer) mit Lammfleisch und braucht sich daher übers Jahr nie Tomaten, Gurken, Pfirsiche, Eier und ähnliches kaufen. Er wird mit so ziemlich allem versorgt was drumherum angebaut wird. Ich hab natürlich schon einmal gefragt warum er denn nicht selbst ein paar Hühner hat, die Begründung ist einfach. Es gibt eh hier und da mal eine der hochgiftigen Brown Snakes auf der Farm aber wenn man Hühner hat würden diese deutlich häufiger auftreten da sie die Eier lieben. Na da sind wir aber froh, dass die Eier aus dem Kühlschrank kommen, auch wir sind nicht scharf drauf diesen posierlichen Tierchen über den Weg zu laufen. Obwohl ich schon ganz gerne eine sehen würde. Solange man sie nicht ärgert bzw. in die Enge treibt oder versehentlich auf sie tritt greifen sie keinen Menschen an, im Gegenteil sagt Neil normalerweise suchen sie das Weite wenn sie die Schritte auf der Erde spüren. Ein gewisses Risiko bleibt jedoch bestehen und keiner in Australien (besonders mit Kindern) will dieses eingehen.
Samstag 17.12.2012
Heute tun wir exakt das was man eben so macht an einem Samstag, zunächst einmal Motorrad putzen. Neil hat natürlich alles Notwendige zur Hand vom Hochdruckreiniger bis zu verschiedensten Poliermitteln. In einer Gemeinschaftsaktion erledigen wir das in Windeseile und haben noch jede Menge Spass dabei. Ich will bei der Harley noch einen Ölwechsel machen, dazu muss das Motorrad noch gut warmgefahren werden. Ich schlage vor nach Forbes zu fahren und einen Cappuccino zu trinken. Manu will ein bisschen Tagebuch schreiben und zieht es vor auf der Farm zu bleiben. Wir setzen uns auf die Motorräder und fahren los. Als wir nach der unbefestigten Zufahrt die Strasse erreichen bleibt Neil noch einmal stehen und schlägt vor den Plan zu ändern und zu seinem Stamm-Pub zu fahren, klar warum nicht, meinetwegen auch das. Wir biegen also in die Gegenrichtung zu Forbes auf die Strasse ein. Als wir im „Fat Lamb“, so der Name des Pubs ankommen stehen dort schon 3 Harleys und es sitzen einige von Neils Kumpels und Bekannten davor. Es folgt ein tiefenentspannter Samstag Nachmittag mit ein paar Drinks viel Gequatsche und Gelächter. Ich habe echt Schwierigkeiten der Unterhaltung zu folgen. Ein extremer Dialekt, schnelles Sprechen und zwischen spätestens 3 Wörter „Fucking“ eingefügt macht das Verstehen nahezu unmöglich. Nach der zweiten Order erinnere ich Neil daran dass wir noch das Öl wechseln wollen, später dann nur noch daran, dass wir es zumindest noch ablassen müssen so lange es noch warm ist. Das kriegen wir dann auch noch gerade so hin. Nachdem wir uns verabschiedet haben fahren wir flott über die Hauptstrasse zurück. Der Samstag Nachmittag hätte nicht besser sein können. Das Öl ist abgelassen und wir sitzen in Forbes im Pub und essen zu Abend. Lynn ist dazu gestossen und wir sitzen später auf der Farm noch eine ganze Weile zusammen und diskutieren unter anderem darüber ob Neil seine Traumtour (mit der eigenen Harley) besser in Kalifornien oder in Deutschland macht. Diese steht immerhin im Juni 2012 an. Ich möchte ihn ja gerne zu Deutschland überreden, weiss aber nicht ob das wirklich eine gute Idee wäre, da unser Wetter ja bekanntlich deutlich unbeständiger als in Kalifornien ist. Nicht umsonst heisst der Song „It never rains in Southern California“, von Süddeutschland kann man das nicht gerade behaupten.
Sonntag 18.12.2012
Heute sind Manuela und ich für das Frühstück zuständig. Es gibt, passend zur Diskussion von gestern Abend „Kalifornisches Frühstück“. Dazu werden Paprika leicht angedünstet, Rührei dazugegeben und Avocadostreifen, Tomatenwürfel und Schafskäse daruntergerührt. Das Ganze muss vom Herd bevor die Eier wirklich durchgebraten sind. Lynn muss am Nachmittag arbeiten und kann daher nicht allzu lange sitzen bleiben. Das ist allerdings eh nicht so die australische Art. Nachdemich den Ölwechsel abgeschlossen habe machen wir eine Tour über das gesamte Farmgelände. Am späteren Nachmittag holt Neil seine beiden Mädels und wir haben ein gemeinsames Abendessen. Pasta und ein Dessert á la Neil. Das war der Hammer, wir möchten das Rezept hier nicht verraten, werden es aber sicherlich einige Male auf unseren Geburtstagen oder ähnlichen Anlässen mit dem Namen Old Chiffer Peaches kredenzen, wir sind absolut sicher, dass das auch bei uns in Deutschland noch so gut schmeckt.
Montag 19.12.2011
Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. Zu Arbeiten gibt es heute nichts weil es in der Nacht zu stark und zu lange geregnet hat und die unbefestigten Wege zu stark beschädigt werden würden. Heu machen geht nach so einer Nacht ja auch gar nicht. Lynn bringt das Lunch vorbei und Neil bringt danach die Kids wieder zurück zur Mutter. Wir relaxen noch ein wenig, schreiben Tagebuch und fahren später mit Neil nach Forbes. Während er noch ein paar Dinge auf der Bank und der Post erledigt genehmigen wir uns mal wieder einen schönen Cappuccino und treffen uns später im IGA (Supermarkt). Montag ist der Tag an dem Lynette im Pub arbeitet und wir wollen sie dort besuchen, ist natürlich nicht ganz selbstlos ohne ein paar Bier kann man den Pub nicht mehr verlassen ohne seinen Ruf zu riskieren. Ich habe festgestellt, dass auch Altbier so einigermassen funktioniert, mehr als zwei (kleine) müssen es aber nicht sein. Als wir nach Hause kommen öle ich noch schnell die Luftfilter und montiere sie, morgen ist ja Abfahrt. Wir lernen auch noch Neils Eltern kennen, Neils Mutter erledigt den ganzen Papierkram der Farm uns sein Vater mäht ihm mal den Rasen oder unterstützt ihn mit anderen kleinen Arbeiten. Die Beiden haben ein eigenes Haus auf der Farm. Ausser diesen beiden Häusern gibt es noch ein Drittes in dem Neils Arbeiter wohnt. Dieses ist jedoch quasi am anderen Ende der Farm. Den Abend beschliessen wir mit Rotwein und Neil mit Jim Beam/Cola im Workshop bei den Motorrädern. Wir machen eine schöne Fotosession und philosophieren noch über dies und jenes. Ist einfach klasse in dieser Atmosphäre. Es riecht nach Metall, Öl und Benzin, so wie eben nur alte Motorräder riechen können. Ein wirklich würdiger letzter Abend.
Dienstag 20.12.2011
Heute geht es wieder auf die Strasse Richtung Coonabarabran. Um nicht nur über den Highway (was hier allerdings eine normale Landstrasse ist) suchen wir uns eine Strecke über ein paar kleine Nebenstrassen aus und planen eine Übernachtung in Wellington ein. Neils Vater ist gerade beim Rasenmähen und warnt uns bei der Verabschiedung vor Wellington, viel Kriminalität dort, viele Arbeitslose, Aboriginies und Ausländer. Macht uns zu denken, da wir allerdings ja auch Ausländer sind schauen wir mal wie´s wird. Die Aboriginies haben sehr oft Alkoholprobleme und werden daher in den Städten oft als Problem gesehen. Woher sie diese Alkoholprobleme haben will dann wieder keiner mehr wissen. Es geht zunächst über die kleinen Strassen nach Parkes und weiter auf einer Strasse die auf unserer 2005er Karte noch als Dirt Road gekennzeichnet war, laut Neil jedoch mittlerweile komplett geteert und in gutem Zustand ist. Die wenigen Dörfer an der Strasse bestehen meistens nur aus ein paar wenigen Häusern, viele verlassen, die Läden vernagelt. Irgendwie muss der Landstrich schon bessere Tage gesehen haben.
Wellington ist tatsächlich ein nicht sehr anziehender Ort aber nach den Beschreibungen hätte es schlimmer kommen können. Wir fahren zunächst eine Runde durch den Ort um uns einen Überblick zu verschaffen und steuern dann die Touristen Information an. Die Lady dort schaut uns an, die Motorräder und auf meine Bemerkung hin, dass wir eine Unterkunft suchen wo man die Bikes wegschliessen kann verweist sie uns an das Hotel auf der anderen Strassenseite. Das sieht nun mal nicht so wahnsinnig einladend aus aber man sieht direkt daneben ein grosses Stahltor. Dahinter ein Hof, na dann lass uns das mal anschauen. Das Hotel wird von einer Frau geführt und scheinbar noch nicht sehr lange. Zimmer wären noch frei, kein Problem. Aber wir haben ja schon so einiges erlebt also wollen wir das Zimmer erst einmal sehen. DIE Boss instruiert eine andere Frau uns das Zimmer zu zeigen. Beim ersten Anlauf zeigt sie uns das falsche Zimmer, grässlich, das 2. Zimmer sieht dann ganz annehmbar aus. Nicht wirklich toll aber für die eine Nacht ok,wichtig ist Bad und Toilette auf dem Zimmer. Für 70$ ist das ok, Micro, Wasserkocher , Kaffee included. Zu Abend essen wir in einem dieser Clubs (in diesem Fall so ein „Alte Kameraden“ Club der Army) in denen man für diesen Abend Clubmitglied wird und einen entsprechenden Clubausweis bekommt. Wir gehen danach noch etwas durch die Strassen um zu sehen wo es morgen die besten Frühstückgelegenheiten gibt. Das sieht so schlecht nicht aus. Es gibt ein sogenanntes „Cactus-Café“ das gleichzeitig eine „ Kunstgalerie“ ist. Öffnet aber erst um 10:00. Da Manu vor Abfahrt noch duschen möchte ist das das perfekte Timing, wir werden eh nicht früher fertig sein.
Mittwoch 22.12.2011
Den ersten Kaffee gibt es für Manu aus der Tüte (Instant), dafür wie immer ans Bett. Der zweite ist dann ein Echter nach der Dusche, ich war inzwischen bei der Bakery und habe einen Monster-Cappu bekommen. Als wir unsere Sachen gepackt haben machen wir uns sofort auf den Weg zum Cactus Café. Das Gebäude in dem sich das Cactus Café befindet wurde ca. 1850 als Kirche gebaut, 1930 in eine Schule mit Kindergarten und 1998 in das Café mit Kunstgalerie umgewandelt. Es ist im Stil der spanischen Missionen gebaut und verströmt eine tolle Atmosphäre.
Danach geht es weiter Richtung den Warrumbungles, dem Naturpark bei Coona. Es geht wieder über kleinste Nebenstrassen, die in diesem Fall besser sind als so manche Landstrasse mittlerer Kategorie. Bei Mendooran kommen wir wieder auf eine etwas grössere Strasse doch nun brauen sich am Horizont schon etwas dunklere Wolken zusammen. Mann, wir werden doch nicht noch nass werden bevor wir Coona erreichen? 15Km vor der Stadt fällt die Antwort vom Himmel. Es ist das erste Mal, dass wir in Australien beim Fahren nass werden, 15km und es spritzt mehr als dass es regnet, sollen wir da unsere Regenklamotten rausholen? Ne, komm das wird vielleicht sogar wieder aufhören, derzeit steuern wir auf einen deutlich helleren Wolkenabschnitt zu. Weit gefehlt, es gibt einfach Dinge die immer gleich ablaufen, das Überziehen von Regenklamotten gehört dazu, manchmal zieht man sie bei den ersten Anzeichen über und brütet dann im tropischen Innenklima vor sich hin ohne, dass ein Tropfen Regen fällt, zieht man sie nicht über fängt es natürlich richtig an. Und so kommt´s auch dieses Mal. 5Km vor Coona werden wir noch einmal kräftig geduscht. Egal bei der Einfahrt in die Stadt scheint noch einmal die Sonne und lässt den Asphalt dampfen. Wir sind sehr früh dran also stellen wir die Motorräder gegenüber des Treffpunktes im 45° Winkel geparkt an den Strassenrand. Kaum sind wir 100 Meter weg von den Mopeds öffnet der Himmel wieder seine Schleusen. Es ist in Australien ganz angenehm, dass der Gehweg entlang den Geschäften zum grössten Teil überdacht ist und so schauen wir uns in Ruhe die Sturzbäche an die die Strasse entlang schiessen. Wir sitzen noch etwas in einem Café und schauen uns danach noch im Ort um. Um halb fünf laufen wir schon einmal Richtung Treffpunkt und siehe da, Norm kommt auch gerade an. Grosse Begrüssung und sogleich geht es raus auf die Farm. Ausgerechnet die Strasse zur Farm ist eine der Übleren, zwei „Flooding Areas“ und eine „neu gebaute“ Brücke machen das ganze nicht besser. Mir fällt auf, das sich der Fluss schon fast auf Höhe der Strasse befindet. Noch ein paar solcher Regengüsse und wir haben die erste Flussdurchfahrt wenn wir in die Stadt wollen. Auf der Farm werden wir auch von Kristin der deutschen Frau von Norman begrüsst. Kristin, ganze 16 Jahre jünger als Norman arbeitet im Teleskop als Spezialistin für Lichtwellenleiter und über Weihnachten in der Nachtschicht als Controller. Zum Abendessen gibt es Spaghetti mit einer tollen Tomaten-Gemüsesosse und Thunfisch. Schmeckt klasse, geht schnell und Manu weiss, dass ich Spaghetti jeden Tag essen könnte.
Donnerstag der 22.12.2011
Manu muss erst mal richtig ausschlafen, sie schläft hier nachts extrem wenig. Die Frösche veranstalten des Nachts ein Wahnsinns Quackkonzert vor allem da es verschiedene Arten sind und jede ihre ganz eigene Art der Unterhaltung pflegt. Einer davon ist besonders störend, er lässt immer nur einen lauten „Blob“ und das so im 15 sec Takt. Das kann einem schon auf die Nerven gehen, da man sich in der kurzen Zeit auch nicht daran gewöhnen kann. Der Morgen startet mit einem gemeinsamen Frühstück. Draussen regnet es in Strömen. Wir wollen heute die Piliga-Pottery besuchen. Die Überlegung ist ob wir mit dem Auto oder mit den Motorrädern dorthin fahren. Ein Blick in den Himmel und die Beschreibung der Strassenverhältnisse (recht ruppige Offroad Strasse) lassen die Entscheidung zugunsten des Auto ausgehen. Als wir vom Highway abbiegen zeigt sich, dass die Strasse im einigermassen trockenen Zustand schon eine echte GS-Strasse ist. Die Pottery wird von Maria einer deutschen Auswanderin geführt. Neben der Töpferei gibt es noch eine Schmiede, ein Café mit sehr gutem Cappuccino, hausgemachtem Kuchen und toll aussehenden (und riechenden) Pizzen sowie eine Zimmervermietung. Diese befindet sich in einem alten Schulhaus und sieht schon von aussen sehr interessant aus. Während wir noch im überdachten Aussenbereich beim Kaffee sitzen geht gerade wieder ein starker Regenguss nieder. Er überschwemmt in kürzester Zeit den gesamten Aussenbereich und macht es schon schwer von der Töpferei in die Schmiede und wieder ins Café zu gehen. Nachdem wir uns alles angeschaut haben geht es wieder zurück. Die Strasse ist nun noch heftiger und wir sind wirklich froh im Auto zu sitzen. Zurück in Coona entschliessen wir uns zuerst in den Pub zum Abendessen und dann zum Einkaufen zu gehen. Im Pub gibt es eine Verlosung der örtlichen Feuerwehr, verlost werden verschiedene Fleischplatten mit Frischfleisch (seltsame aber nützliche Preise) gestiftet vom örtlichen Metzger. Wir kaufen jeweils Lose für 5 Dollar und Norm hat schon bei der ersten Runde das Glück eine solche Fleischplatte zu gewinnen. Damit ist das Essen im Pub schon bezahlt (nein, das geht natürlich auf unsere Rechnung), klasse Sache. Nach dem Essen geht es in den Supermarkt um noch alle benötigten Zutaten für die Vorspeise bzw. die Snacks fürs Christmas Dinner einzukaufen. Im Pub liegt noch die Fleischplatte also müssen wir da noch einmal vorbei. Um 21:40 sind wir dann wieder zu Hause, geschafft, das war ein langer Tag, dementsprechend müde hängt sich Norm vor den Fernseher und wir uns vor den Rechner. Das geht natürlich nicht allzu lange und wir beenden den Tag und gehen ins Bett.
Freitag 23.12.2012
Wir bummeln heute ein bisschen, starten mit einem langen Frühstück auf der Veranda, waschen Wäsche, schreiben Tagebuch und ich philosophiere mit Norm welches die sinnvollsten Verbesserungen an einer R 80G/S der ersten GS überhaupt sind und welche eher Verschlimmbesserungen sind. Norman hat auf seiner alten G/S ca. 450.000km drauf. Er hat sie mit 100K gekauft und die restlichen 350K selbst auf allen Strecken Australiens gefahren. Er hat einige Ansichten, die ich so nicht teile muss allerdings gestehen, dass die Argumente mit den Kilometern, dem Birdsville Track, Odnadatta Track und eben fast jeder Offroad Strecke ausgenommen die Canning Stock Route schon sehr schwer zu widerlegen sind. Also höre ich aufmerksam zu und versuche das für mich wichtige zu extrahieren. Zum Abendessen gibt es heute Chili con carne á la Norm. Er hat extra für mich extrem mageres Hackfleisch (Heart Smart) besorgt. Zwiebeln werden sehr stark angebraten und verkocht, den Paprika kann ich separieren und die Bohnen hatte ich schon einmal einigermassen gut vertragen. Also steht dem Lieblingsgericht von Norman nichts mehr im Wege. Er legt in der Küche los und wir können uns entspannt auf der Veranda zurücklehnen und Vögel fotografieren. An die Futterplätze auf der Veranda kommen verschiedenste Vögel, Zaunkönige, Rosellas, eine weitere Papageienart die ich nicht mehr benennen kann, australische Tauben, Meg Pies, und sogar grosse weisse Kakadus mit gut 80cm Spannweite. Überhaupt ist der Vogelreichtum auf der Farm immens. Auf der Farm lebt auch „Butch“ der Butcher Bird. Heisst so weil er nur Fleisch frisst. Butch wird regelmässig hinter dem Haus gefüttert. Er hat dort seinen Teller und sieht ganz traurig aus wenn da mal nichts drin ist. Daher ist im Kühlschrank auch eine Tupperware mit der Beschriftung „Butch“, da ist dann immer etwas bevorratet falls es mal keine Essensreste gibt. Das Chili war klasse, davor ein Guinness, der Abend hätte besser kaum sein können.
Samstag 24.12.2011
Heute haben wir Hochzeitstag. Da mir das gestern Abend noch siedend heiß eingefallen ist, konnte ich noch eine gute Flasche Sekt aus Kristins Vorrat kaltstellen und habe alles gerichtet, um Manu einen Espresso-Kaffee (durch den Filter, aber frisch gemahlen, der beste blaue Lavazza Espresso und per Hand aufgegossen) ans Bett zu bringen. Damit fange ich also mal nach meinem Frühstück an. Hochzeitstag heisst auch, dass ich Manu an diesem Tag etwas länger schlafen lasse. Ich kann mir also Zeit lassen, checke noch ein paar Emails und lese noch ein bisschen in einem Buch über Spinnen, Schlangen und Echsen in Australien. Interessant, was es in den Gegenden die wir durchfahren so alles gibt und gut wenn man zumindest eine Idee davon hat wie die lieben Tierchen so aussehen und was man von ihnen zu erwarten hat. Irgendwann ist es dann allerdings Zeit zum Aufstehen, auch am Hochzeitstag. Der Kaffee ist fertig, der Sekt prickelt im Glas, das heisst aber noch lange nicht, dass Manu freudestrahlend aus dem Bett springt. Sie muss erst mal zu sich kommen bevor sie das Alles so richtig geniessen kann. Nach dem ersten Kaffee und zwei Schluck Sekt geht es dann aber schon viel besser. Der Tag kann beginnen. Wir fahren mit Norman in die Stadt zu seinem „Stammtisch“ vor dem Kaffee in der Hauptstrasse. Die beiden Flooding areas auf der Strasse ins Ort sind tatsächlich leicht überflutet. Wir kommen ins Ort wo schon wieder ein tierischer Verkehr herrscht. Der Ort hat ca. 4000 Einwohner, besteht also nur aus der Hauptstrasse (mit breitem Mittelstreifen) und ein paar Nebenstrassen. Durch diese Hauptstrasse fahren an einem Wochentag bis zu 300 grosse Trucks teils mit einem aber viele auch mit zwei Aufliegern. Heute ist Samstag, da ist es etwas besser. Wir treffen beim Stammtisch einen alten Bekannten aus 2005 wieder, Peter, ehemaliger Polizist in Canberra, nun in Frührente weil er sich mit einigen Drogendealern und den involvierten korrupten Polizisten angelegt hat. Er fährt heute als Nebenverdienst einen Milchwagen, hat aber Donnerstag und Freitag frei. Es sitzt eine bunte Mischung von Leuten um den Tisch die alle eines gemeinsam haben, die Liebe zum Motorrad. Als wir schon sitzen kommt Hugh dazu, ein Zahnarzt wie sich herausstellt. Na das trifft sich ja prima, mein Zahnproblem ist noch immer nicht gelöst. Er lacht, klar im Januar hat er die Praxis wieder offen aber auch schon jede Menge Termine. Ob ich ihm denn mal das Röntgenbild schicken könnte um seinen Meinung zu hören frage ich. Klar das könnte ich schon tun und er gibt mir seine Email Adresse. So gegen 13:00 verlassen Manu und ich den Stammtisch, schliesslich ist unser Hochzeitstag und wir wollen noch etwas unter uns sein. Es ist eh Zeit für´s Mittagessen und so gehen wir rüber zum Hotel um zu sehen was es dort so als heutiges Lunch Special gibt. Als wir nach dem Essen auf die Strasse treten ist diese wie leergefegt. Samstag Nachmittag ist die Stadt kaum wieder zu erkennen, selbst die Frequenz der Lkw´s hat deutlich nachgelassen und unsere Motorräder stehen einsam an der Hauptstrasse. Bevor wir auf die Farm zurückkehren müssen wir noch einkaufen gehen, wir sind heute abend fürs Abendessen zuständig, es soll Karotten/Kartoffelbrei und Rindfleisch in brauner Sosse geben.
Sonntag 25.12.2011
Norman und ich schneiden nach dem Frühstück einen Weihnachtsbaum. Da Norm das eher lästig ist, es für Kristin aber wichtig ist einen zu haben und ich weiss wie so ein Baum aussehen sollte zumindest in etwa muss ich etwas korrigierend eingreifen als er einen Baum auswählt der ca. 35cm hoch ist und 3-4 zersauste Zweige hat. Wir reden hier eh nicht über eine Nordmann Tanne sondern über irgend ein australisches Gehölz welches deutlich dünner ist als irgendeine Tanne, Fichte oder Kiefer bei uns. Wir haben nun also einen Baum den Manu und ich etwas schmücken mit dem was so da ist. Wir vermeiden die türkisen Kugeln und Zapfen, das wird uns doch zu grell mit Lila, silber und weiss. Sieht ganz ordentlich aus wie ich meine und einem deutschen Weihnachtsbaum zumindest ähnlich. Um 14:30 kommen Normans Tochter Seryna mit Familie und dem gesamten Abendessen im Auto. Nahezu zeitgleich schlägt Kristin mit dem Astronomen auf. Das Christmas Dinner findet in einem internationalen Rahmen statt. Norm, Seryna und Familie, Gerhard aus Australien, Wir aus Deutschland, Ned aus Baltimore USA, Mehmet aus der Türkei, Michelle aus Südafrika, John aus England und Eve Austauschschülerin aus Thailand. Es war ein sehr unterhaltsamer Abend aber um 19:00 müssen Kristin und die Astronomen wieder zurück zum Teleskop zur Nachtschicht. Wir anderen bleiben noch eine Weile sitzen, räumen danach noch auf, dann ist auch dieser Tag gelaufen. Ich gehe noch kurz in die Mails und habe eine Nachricht von Hugh dem Zahnarzt: „Be happy to see you on Tuesday“
Montag 26.12.2011
Heute steht eine Besichtigung des Teleskopes auf dem Plan. Zuvor gibt es Mittagessen (Reste) bei Serena und Dave. Sie haben auch ein schönes Haus mit viel Holzboden und offenen Kaminen, alles schön alt aber eine brandneue moderne Küche. Wir nehmen Luke den Sohn der Beiden und Eve mit auf die Besichtigungstour. Luke kennt das alles natürlich schon aber für Eve ist es ebenso neu wie für uns. Die fahrt führt zunächst durch den Warrumbungle National Park und Norm drückt kräftig auf´s Gas weil wir grenzwertig spät dran sind. In der Kantine treffen wir Kris und die Tour geht los, es ist total neblig und wolkenverhangen um das Teleskop und so sind die Aussichten einen tollen Ausblick von der oben umlaufenden Plattform zu bekommen nahezu null. Wir schauen uns also in aller Ruhe die Innereien dieses Riesenteleskopes an und Kris kann uns sehr genau die Funktionsweise erklären. Kris fährt das Teleskop in verschiedene Positionen und es ist sehr eindrucksvoll wie sich dieses Monstrum und das Gebäude drumherum bewegen lassen. Als wir nach draussen auf die Plattform treten ist die Aussicht wider Erwarten gigantisch. Die Wolken haben sich nahezu komplett verzogen und bilden nun dramatische und ständig wechselnde Bilder der Bergketten um uns herum. Sie wälzen sich über Bergrücken, werden von Gipfeln gespaltet und bilden sich immer wieder um. Das ist viel besser als einfach ein strahlend blauer Himmel. Noch kurz zu einem Lookout hochgelaufen der noch den kleinen Bereich sichtbar macht der von der Plattform nicht einsehbar war dann geht es zurück nach Coona. Wir stoppen beim Chinesen um uns ein Abendessen mitzunehmen, liefern die beiden Kids ab und fahren zurück auf die Farm. Was dann folgt ist schon Routine, Abendessen, Guinness, Veranda und ab ins Bett.
Dienstag 27.12.2011
es ist immer noch Feiertag. Manu und ich wollen heute den ersten Walk in Angriff nehmen. Allerdings steht dazwischen noch der Zahnarztbesuch an. Manu und ich fahren mit dem Auto in die Stadt, Norm fährt mit dem Motorrad schon voraus und wir treffen uns am Café. Ich muss vor der Tortur noch einen Cappuccino und ein Sandwich haben, wer weiss wann ich das nächste Mal etwas zu Essen kriege. Hugh hatte mir ja nicht gesagt was er meint was getan werden müsse, ist natürlich auch schwer einfach so nach der Beurteilung des Fotos. Da die Zahnärztin in Bendigo von Zahnziehen etc gesprochen hatte mache ich mich auf diese Horrorszenario gefasst. Um 12:00 verabschieden wir uns und gehen zur Praxis um die Ecke. Hugh erwartet uns schon und los geht’s. Am Ende sind beide Zähne noch drin und die Füllungen erneuert. Da der Tag nun schon fortgeschritten ist kann es nur noch ein kurzer Walk werden. Wir wählen den Fans Horizons Walk, das sind „nur“ 2km hin und 2 zurück. Das sollte nur zur Einstimmung dienen. Was wir überlesen haben sind die jeweils 1000 Stufen. Diese haben einen so ungünstigen Abstand, dass der „kleine“ Walk zur Tortur wird. Ein Waran den wir aus nächster Nähe beobachten können reisst die ganze Sache raus. Toll, und er läuft relativ unbeeindruckt im Wald neben dem Weg vor uns her und dann quer darüber um dann langsam im tieferen Gebüsch zu verschwinden natürlich nicht ohne vorher fotowirksam noch einmal umzuschauen. Damit ist der Tag gerettet, die Kängurus zählen nicht mehr als Attraktion. Dennoch sind wir ziemlich „Wadenplatt“ als wir wieder am Auto sind. Der Tag endet mit dem obligatorischen Guinness auf der Veranda (Manu bevorzugt Rotwein). Wir sitzen draussen bis lange nach Sonnenuntergang und lauschen der immensen Geräuschkulisse die so eine Umgebung nachts bietet, schön auf der Veranda, manchmal etwas too much im Bett.
Mittwoch 28.12.2011
Heute soll es nun der grosse Walk werden, der Grand High Top, hört sich schon gut an. Wir sind allerdings sehr spät dran, Manu hatte mal wieder eine sehr ungute Nacht also habe ich sie länger als abgesprochen schlafen lassen, geweckt durch den morgendlichen Kaffee am Bett ist sie nicht sonderlich begeistert, dass sie sich jetzt etwas beeilen soll also lassen wir es wie immer ruhig angehen, dann wird’s halt nur der Gould´s Circuit mit ca. 7km. Wir starten in die Walks die zunächst alle auf der gleichen Strecke liegen. Als wir zum Gould´s Abzweig kommen ist Manu der Meinung, dass wir den Grand High Top doch noch schaffen könnten. 13 km „moderate with steep sections“ na dann los. Der Weg hat es in sich. Zu Beginn easy, nicht mehr als eine leichte Pfälzerwald Wanderung legt er auf Mitte der Distanz zu den Gipfeln richtig los. Wird steiler, geht über Treppenstufen die Felswände empor und beinhaltet noch eine kurze Klettereinlage kurz vorm Gipfel. Wir sehen ein wildes Mufflon ( so eine Bergziege aber mit gewaltigen Hörnern) mehrere Kängurus und treffen einen Mann, der uns Steine zeigt, die wenn man sie aufbricht die Farbe enthalten mit denen die Aboriginies ihre Felsmalereien gestaltet haben. Auf dem Gipfel ist klar, dass sich jede Anstrengung hier hoch zu kommen gelohnt hat. Die Aussichten von verschiedenen Stellen sind gigantisch. Man kann auf einen hohen nur ca. 2m breiten Bergrücken hinauslaufen von dem man schon eine tolle Aussicht auf das sogenannte Breadknife hat, ein Bergrücken der hoch, extrem schmal und die Form des Wellenschliffs eines Brotmessers hat. Ganz oben hat man dann eine grandiose Rundumsicht. Zufrieden klettern wir wieder bergab ins Tal und dann zum Parkplatz. Wir fahren runter ins Ort, nehmen im Woolworth noch ein gegrilltes Huhn und Knoblauchbrot mit und fahren zurück auf die Farm. Unterwegs rufen wir Norm an, dass er den Ofen vorheizt. Heute bleibt das Guinness aus. Es ist schlichtweg keines mehr da, dafür haben wir unseren Standardwein mitgebracht.
Donnerstag 29.12.2011
On the road again ist angesagt, zwar nur zurück nach Forbes aber egal zu lange an einem Ort ist nix für uns, es wird jetzt wieder Zeit mal ein paar Kilometer zu fahren. Natürlich wollen wir uns beim Café von allen verabschieden und fahren gemeinsam mit Norm ins Ort. Dementsprechend spät kommen wir weg. 12:30 ist Abfahrt, es geht über den Newell Highway nach Forbes. Eigentlich dachte ich der Highway wäre recht langweilig, wir müssen jedoch feststellen, dass dem auf keinen Fall so ist. Es ist eine Fahrt durch eine weite Landschaft mit Bergrücken am Horizont, viel Weideland aber auch Getreidefelder und einer sehr weiten Streuung von Farmgebäuden, Windradpumpen und Wasserlöchern. Nach einer herzlichen Begrüssung auf der Farm machen wir uns klar zum Stadtausflug, kurz in die leichten Klamotten gesprungen und los geht’s. Bei Lynn ist gerade so etwas wie eine Gartenparty im Gange. Wir werden kurz vorgestellt und sind integriert. Small Talk hier und da, ich werde unruhig, es ist schon nach 7:00 und weit und breit ist kein Essen in Sicht. Was bzw. wann es denn etwas zu essen gäbe frage ich mal vorsichtig. Selbstgemachte Pizza und ja sie denkt, dass Greg bald damit anfänge. Damit ist klar, dass das Essen für mich heute ausfällt. Die Pizza kommt dann auch so gegen 21:00.